Mein Kommentar zu dem Beitrag von Barbara Bleisch
über "Maskierte Mündigkeit", erschienen im TA vom 7. Juli 2020.
Die Angst vom ausgenützt zu werden
Frau Barbara Bleisch beschreibt sehr gut, wie der Mensch vernünftig
handeln sollte, anstatt nur auf Befehlsgewalt zu (re)agieren. Aber Sie
vernachlässigt einen wichtigen Punkt, der in der menschlichen Psychologie
eine grosse Rolle spielt: "vernünftiges" Handeln
verlangt oft einen Verzicht. Man muss meist an etwas verzichten, das man doch
auch gern gemacht oder gehabt hätte.
Macht man dies in "Alleingang", dann bekommt man auch das Gefühl,
dass man sich etwas aufbürdet, während alle andere sich gar nicht
darauf kümmern. Man sieht dieses Verhalten sehr oft: zum Beispiel in
Länder wo die Frau unterdrückt wird, sind oft Frauen,
die sich fügen, die ersten, die die Rebellinnen verurteilen, weil sie
selber nicht befreien können/wollen/dürfen. Sehr ähnlich
erging bei solche Frauen, die im letzten Jahrhundert sich gewagt hatten, sich
scheiden zu lassen: es waren oft andere (verheiratete) Frauen,
die dies stark verurteilten. Oder die Steuererklärung, wo jeder den
anderen vorwirft, ungerechte Vorteile zu ergattern. Oder die Einhaltung
der Geschwindigkeitslimiten auf der Strassen. Jede(r) hat Angst,
der Löli im Dorf zu sein. Das ist ja der Grund, warum wir Gesetze erlassen,
Polizei und Richtern haben.
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